Mobile „Toilette für Alle“
Weinheim bietet erstmals eine mobile „Toilette für Alle“ – ein wichtiges Angebot für Menschen mit Behinderung und ein Vorbild für barrierefreie Veranstaltungen.
Wenn Weinheim in diesem Jahr die Heimattage ausrichtet, wird neben dem Festprogramm ein besonderes Zeichen für gelebte Inklusion gesetzt: Erstmals steht in der Innenstadt eine mobile „Toilette für Alle“ zur Verfügung – ein rollstuhlgerechter Raum mit zusätzlicher Ausstattung für den Wechsel von Inkontinenzmaterial bei erwachsenen Menschen. Ein Angebot, das bisher in der Region fehlte und vielen den Zugang zu Veranstaltungen erst ermöglicht.
Die Initiative entstand aus der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Weinheim und dem Pilgerhaus Weinheim. Beide Institutionen arbeiten regelmäßig zu inklusiven Themen zusammen. „Bei einem Besuch im Pilgerhaus erzählte uns Ada Götz, dass es unglaublich schwer sei, eine mobile ‚Toilette für Alle‘ für die Heimattage zu bekommen“, so Vanessa Schmidt, zuständig für den Bereich Projekt- und Organisationsentwicklung und
Kommunikation im Pilgerhaus Weinheim. Auch das Pilgerhaus selbst hatte bereits den Umbau einer stationären Toilette am innenstadtnahen Standort in der Elisabethstraße beantragt, doch die notwendigen Fördermittel wurden nicht bewilligt.
Die Lösung kam schließlich durch die Zusammenarbeit mit dem Stift Sunnisheim, einer Partnereinrichtung des Pilgerhauses. In der Ausbildungsschreinerei des Stifts, in der junge Menschen arbeiten, die auf dem ersten Arbeitsmarkt wenig Chancen haben, gab es bereits Erfahrung mit kreativen Umbauprojekten: So entstand dort etwa schon ein mobiler Backwarenverkaufswagen oder Teile des Medienbusses des Zentrums für Inklusion. Mit diesem Know-how baute die Schreinerei den speziellen Toilettenwagen um – ein Projekt mit inklusivem Doppeleffekt: Nicht nur das Ergebnis dient der Inklusion, sondern auch die jungen Menschen, die daran mitgewirkt haben, tragen mit ihrem handwerklichen Beitrag dazu bei.
„Wie der Name schon sagt: Es sind Toiletten für alle“, erklärt Ada Götz, Projektleiterin der Heimattage 2025. „Für Menschen ohne sichtbare Behinderung ist es kaum vorstellbar, nicht an einem Fest teilnehmen zu können, nur weil es keine geeignete Toilette gibt. Doch genau das passiert bisher viel zu oft. Inklusion bedeutet eben auch, Freizeit und Kultur für alle zugänglich zu machen.“ In Baden-Württemberg gibt es zwar schon vergleichsweise viele „Toiletten für Alle“, doch von Weinheim aus liegen die nächsten Standorte erst in Mannheim oder Heidelberg – eine Lücke, die nun zumindest temporär geschlossen wird.
Das Projekt soll auch über die Heimattage hinaus Wirkung zeigen: Der mobile Toilettenwagen bleibt im Einsatz und kann künftig für Veranstaltungen im gesamten Rhein-Neckar-Kreis gemietet werden. Er ist mobil, benötigt aber einen Wasser- und Stromanschluss vor Ort. Veranstalter, die das inklusive Angebot nutzen möchten, können sich unter info@pilgerhaus.de oder info@jugend-stift.de melden.
Mit der mobilen „Toilette für Alle“ geht Weinheim einen bedeutenden Schritt in Richtung barrierefreie Stadt – und macht vor, wie durch Zusammenarbeit, Engagement und Ideenreichtum aus einer Vision Realität wird.