Kultur auch ohne Knete
Teilhabe für alle: Weinheim tritt dem Kulturparkett Rhein-Neckar bei – Veranstalter der Region gewähren freien Eintritt
„Kultur darf kein Luxus sein“, sagt Anne-Marie Geisthardt. Diese Botschaft lebt die junge Mannheimer Kulturwissenschaftlerin. Sie ist die Geschäftsführerin und das Gesicht des Vereins Kulturparkett Rhein-Neckar, der sich in der Region dafür einsetzt, dass Menschen, die arm sind und von staatlicher Hilfe leben müssen, kostenlos kulturelle Veranstaltungen besuchen können – wie Theater, Musikkonzerte oder Lesungen. Sogar Sportveranstaltungen gehören zum Angebot. Seit einigen Tagen kommen auch bedürftige Personen aus Weinheim in den Genuss dieses Angebotes. Denn die Stadt ist am 1. April offiziell dem Verein beigetreten, nach Kommunen wie Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen, Schwetzingen, aber auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft Viernheim und Hirschberg. In Weinheim hatte der Gemeinderat schon vor einiger Zeit den Beitritt beschlossen; das Kulturbüro der Stadt organisiert das Engagement vor Ort. Bei einer Kick-Off-Veranstaltung auf der Studiobühne der Stadthalle gaben jetzt Anne-Marie Geisthardt und Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just den Startschuss für das soziokulturelle Projekt, das für die Teilhabe aller an dem gesellschaftlichen Leben sorgen soll. Passend wurde die kleine Veranstaltung kulturell begleitet: von Sebastian Strodtbeck, dem künstlerischen Leiter des Muddy Clubs. Der Club ist als Veranstalter einer der Kulturpartner des Vereins, so wie andere prägende Kultureinrichtungen der Region wie das Capitol in Mannheim oder die Alte Feuerwache. Der Muddys Club macht in Weinheim wie die Stadt selbst mit ihren Kulturveranstaltungen den Anfang. Weitere Veranstalter werden nun angesprochen und sollen sich melden (unter kulturbuero@weinheim.de).
Und so geht es: Menschen, die bedürftig sind entsprechend berechtigt, Sozialleistungen zu empfangen, können sich bei einem der Sozialverbände Caritas, Diakonie, bei der AWO oder beim Amt für Soziales, Jugend, Senioren und Familie der Stadt Weinheim melden. Wer für eine Begünstigung in Frage kommt, bekommt einen Kulturpass ausgehändigt, der ihn zum freien Eintritt bei Veranstaltungen berechtigt, für die ein Veranstalter Tickets zur Verfügung stellt - in der ganzen Region. Derzeit stehen rund 120 Kulturpartner zur Verfügung. Pro Tag sind es etwa 15 Termine, die wahrgenommen werden können. Rund 3000 Menschen aus der Region nehmen die Angebote bereits wahr – nun kommen die Weinheimer dazu. Geisthardt betonte auch, dass es nicht nur um eine finanzielle Ersparnis geht, sondern auch Möglichkeiten der Begegnung.
Die Vertreterinnen der Wohlfahrtsverbände regten an, dass weitere Nachbarkommunen Weinheims ebenfalls Mitglied im Kulturparkett werden, denn ihr Einzugsbereich geht über Weinheims Stadtgrenzen hinaus. Oberbürgermeister Manuel Just versprach, sich um den „Schulterschluss“ an der Bergstraße zu kümmern. Auf der Internetseite www.kulturparkett-rhein-neckar.de sind die Veranstaltungen angegeben, dort wird ein täglicher Veranstaltungskalender gepflegt. Die Geschäftsstelle mit Anne-Marie Geisthardt stellt aber auch einen Newsletter zur Verfügung, den sich jeder abonnieren kann. Die Kulturparkett-Chefin betonte, dass kulturelle Teilhabe die Voraussetzung für eine soziale Gesellschaft darstellt – und wiederum eine Grundlage der Demokratie bedeutet. „Und wir merken im Moment“, so war sie sich mit OB Just einig, „dass dies im Moment immer wchtiger wird“.
Weitere Infos auch unter kulturbuero@weinheim.de oder 06201 / 82-592.