Weinheimer Kerwe
Altstadtfest
8. bis 11. August 2025
Die Weinheimer Kerwe lockt alljährlich am zweiten Wochenende im August tausende Besucher in die Zwei-Burgen-Stadt.
Hintergrund
Weinheims Altstadtkerwe – das ist die gelungene Mischung zwischen Brauchtum und Partystimmung. Wer einen Blick auf die Geschichte der Kerwe wirft, die in ihrer jetzigen Form seit über 50 Jahren besteht, der erkennt, woher diese Symbiose stammt. Das Jahr 1955 brachte eine Neuorientierung im Weinheimer Kerwetreiben. Natürlich gab es eine Kirchweih schon vorher. Sie wurde überwiegend in der Nordstadt gefeiert. Zentrale Orte waren der Juxplatz und das Gasthaus „Eintracht“, an dem ein „Kerweparre“ eine „Kerweredd“ hielt. „Aber der Kerwe fehlte etwas Verbindendes“, analysierte der Weinheimer Journalist und Buchautor Heinz Keller in einem Zeitungsartikel – zum 40. Geburtstag der Kerwe.
Im Jahr 1955 gestaltete die Stadt die 1200-Jahr-Feier als großes Fest auf dem Marktplatz. Dies sollte als Vorbild für die künftige Altstadt-Kerwe dienen. Neun Männer bildeten im Jahr 1956 einen Arbeitskreis mit dem Ziel, die Weinheimer Kerwe aufzuwerten und in der Innenstadt, am Marktplatz, zu konzentrieren. Das waren Karl Schröder, der Vorsitzende des Gewerbevereins, Wilhelm Wütherich und Karl Lohrbächer vom Verein „Alt Weinheim“, Werner Schilling vom Verkehrsverein, Leonhard Seib vom Wirteverein, Polizeichef Karl Mühlbauer, Stadtamtmann Edwin Lambe, sowie die Gastwirte Alfred Werner und Adam Kessler. Sie bereiteten gemeinsam die erste Altstadtkerwe vor, die vom 10. bis 12. August 1957 stattfand. Das war die Geburtsstunde der Weinheimer Kerwe in ihrer modernen Form – die freilich die Pflege des Brauchtums stets integriert hat. Auch heute noch gibt es einen kleinen Kerweumzug vom Alten Rathaus, wo der Oberbürgermeister in Odenwälder Tracht das Fest eröffnet, zum Kerwehaus im Gerberbachviertel. Symbolisch überreicht das Kerwepaar jedes Jahr Kuchen und Wein an den Rathauschef.
Das sind feste historische Säulen geblieben, aber die Weinheimer Kerwe hat sich auf ihrem Weg zum größten Sommerfest der Bergstraße immer weiter entwickelt. Anfang der 60er Jahre kamen die Rote Turmstraße und der Amtshausplatz zum Kerwetreiben dazu. 1962 wurde das Gerberbachviertel komplett zum Kerwegebiet zugeschlagen, in dem zahlreiche Anwohner ihre Höfe zu Straußwirtschaften umfunktionierten. Im liebevoll sanierten Altstadtviertel entwickelten sich Programmpunkte wie die Gerberbachregatta (seit 1962) am Kerwemontag und der Handwerkermarkt (seit 1985). 1970 hatte der Kerweverein das Kerwehaus erwerben können und wenige Jahre später die gegenüber liegende 500 Jahre alte Kerwescheuer als Baudenkmal erhalten. Das Kerwehaus unter der Regie des Kerwevereins ist längst zur zentralen Straußwirtschaft geworden. Schon 1958 war auch der Schlosspark ein Ort der Kerwe. Bereits im ersten Jahr gab es eine Beleuchtung mit Lampions und Fackeln – die erste der mittlerweile überregional bekannten „Nacht der 1000 Lichter“. Nach Jahren im Schlosspark steht der „Lange Tisch“ am Eröffnungsabend wieder dort, wo er herstammt, nämlich im Gerberbachviertel.
Seit einigen Jahren gibt es die legendäre Holzrutsche wieder, die zunächst zwischen 1962 und 1976 über die Höllenstaffel hinab ins Gerberbachviertel führte. Zum 50-jährigen Bestehen der Kerwe wurde sie wieder aufgebaut. Zunächst als Provisorium, seit 2008 aber wieder im Original-Nachbau. Stabil und aus heimischen Hölzern, hergestellt vom Weinheimer Zimmermann Ralf Albrecht.
Mit einer genauen Kerwesatzung und einer Vereinheitlichung von Gebühren wurden die Kriterien für die Schausteller und Budenbetreiber geregelt, das war 2003. Dazu kam der erklärte politische Wille in Verwaltung und Gemeinderat, das Gerberbachviertel mit seinen Straußwirtschaften als ein Markenzeichen der Kerwe zu stärken. Seitdem nimmt die Zahl der Straußwirtschaften wieder zu. Dadurch wurde unter anderem auch Platz geschaffen für das Riesenrad, das sich nun seit einigen Jahren zwischen den mittelalterlichen Türmen und fast auf Augenhöhe mit den beiden Burgen dreht. Das Riesenrad ist zum Symbol der Kerwe geworden: Brauchtum und Tradition einerseits, und andererseits eine ausgelassene sommerliche Straßenparty.