Warum überhaupt kommunales Bildungsmanagement?
Seit Jahrzehnten fördert die Stadt Weinheim die Bildung und Berufsbildung von Kindern und Jugendlichen. Daraus entstand, in enger Zusammenarbeit mit dem bürgerschaftlichen Partner Freudenberg Stiftung und vielen weiteren Netzwerkpartnern, seit 2007 schrittweise die lokale Gesamtstrategie Weinheimer Bildungskette und die Bildungsregion Weinheim. Deren Handlungskonzepte umfassen heute die Felder (Frühe) Bildung, Berufsbildung und Integration. Dieses städtische Engagement geht weit über die gesetzlichen Pflichtaufgaben einer kreisangehörigen Stadt bzw. eines kommunalen Schul- oder Kita-Trägers hinaus.
Warum tut die Stadt Weinheim das? Was verspricht sie sich davon? Und wie leitet sie ihre politische Verpflichtung zum Handeln her?
Zunächst, und eher auf abstrakter Ebene, sind die Kommunen nach Art. 28 II Grundgesetz für „alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft“ zuständig. Daraus ergibt sich eine grundsätzliche (Mit-)Verantwortung für die Sicherung der Bildungsmöglichkeiten, Berufs- und Lebensperspektiven der nachwachsenden Generationen.
Bildungsaktive Kommunen verstehen das zugleich als zentralen Ansatzpunkt zur Sicherung der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zukunft ihrer Stadt. Gelingende, d.h. erfolgreiche Bildungsbiografien der Kinder und Jugendlichen, die ihre soziale und berufliche Integration ermöglichen, fördern nicht nur das Lebensglück der jungen Menschen, sie sparen der Kommune auch soziale Folgekosten.
Zugleich fördern und mobilisieren sie die Potenziale der jungen Generation für die Entwicklung der Stadtgesellschaft und der regionalen Wirtschaft. Sie ermöglichen politische Beteiligung, Mitgestaltung und soziale Integration. Damit stabilisieren sie den sozialen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft und fördern eine lebendige Demokratie.
Kommunale Bildungsförderung gilt bereits seit Jahren als „weicher“ Standortfaktor. Spätestens seit dem demografischen Wandel mit seinen gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Herausforderungen erkennen viele Städte, dass eine aktive kommunale Bildungspolitik für ihre Zukunftssicherung unverzichtbar ist – und dass sie zugleich ein „Zugpferd“ ihres Stadtmarketings sein kann. Nicht nur zuzugswillige Bürger/innen und Unternehmen fragen gezielt nach (Berufs-)Bildungschancen und dem Fachkräftepotenzial vor Ort. Mit ihrem Bildungsengagement profiliert sich die Stadt Weinheim deshalb regional und über die Region hinaus als eine Kommune, die wichtige Zukunftsthemen aktiv gestaltet.
Die Stadt Weinheim setzt ihr Bildungsengagement, neben einer aktiven KiTa- und Schulträgerschaft vor allem durch Bildungsmanagement im Sinne einer kommunalen Koordinierung um. Sie fördert Kooperation und Koordinierung im Netzwerk und bindet eigene kommunale Förder- und Beratungsangebote der Frühen Bildung, Jugendarbeit, Schulsozialarbeit und Jugendberufshilfe gezielt in eine Gesamtstrategie ein.
Kommunale Koordinierung, was ist das?
„Kommunale Koordinierung ist die kommunal verantwortete Bündelung und Abstimmung von Aktivitäten, die Herstellung von Transparenz und die Entwicklung und Anwendung gemeinsam vereinbarter Qualitätsstandards für den Bereich des Übergangs von der Schule in Beruf und Arbeitswelt.“ (aus der Weinheimer Erklärung 2007)
Der Begriff entstand zunächst im Handlungsfeld „Übergang Schule-Beruf“. In der Weinheimer Praxis wurde die Grundidee jedoch später auf die lokale Gestaltung von Bildung und Integration von Kindern und Jugendlichen in ihrem ganzen Bildungsprozess übertragen. Im Fokus stehen dabei immer die biografischen Übergänge, an denen Bildungsbiografien gelingen oder zu scheitern drohen.
In Weinheim wirken die Leiterinnen des Amts für Bildung und Sport (Fr. Harmand), des Bildungsbüros (Fr. Süss) und des Koordinierungsbüros Übergang Schule-Beruf (Fr. Dr. Felger) gemeinsam als operative Geschäftsführung für die Weinheimer Bildungskette und die Bildungsregion Weinheim und damit als „Schaltstelle“ der Kommunalen Koordinierung der lokalen Gesamtstrategie. Gemeinsam sichern sie, in Umsetzung der Beschlüsse von Gemeinderat und Steuerungsgremien der Bildungsregion, die strategisch-konzeptionelle Konsistenz der lokalen Gesamtstrategie für (Frühe) Bildung, Berufsbildung und Integration.
Kommunale Koordinierung ist ein kooperativer und zielgerichteter Abstimmungs- und Aushandlungsprozess wichtiger Akteure (Netzwerk) zur stetigen Verbesserung des jeweiligen bildungsbiografischen Übergangs. Sie ist als dauerhafte Querschnittsaufgabe angelegt.
Am Übergang Schule-Beruf sind daran beteiligt Allgemein bildende und Berufliche Schulen, Staatliches Schulamt und Regierungspräsidium (Schulaufsicht), die Stadt als Schulträger, Fachämter der Stadt bzw. des Kreises, Unternehmen, Kammern, Verbände, Agentur für Arbeit, Einrichtungen der Jugendarbeit und Jugend(berufs)hilfe, Elternberatung, ehrenamtliche Paten (WUB), kommunale Schulsozialarbeit, Migrantenorganisationen und bürgerschaftliche Initiativen/Stiftungen.
Weil die konsistente Förderung und Unterstützung von Jugendlichen auf dem Weg in Ausbildung und Beruf nur als Gemeinschaftsleistung eines breiten Unterstützungsnetzwerks gelingt, sind dafür ständig Abstimmungs- und Aushandlungsprozesse nötig, an denen alle wichtigen Partner beteiligt sind. Erfolgreiche Förderstrategien und bedarfsgerechte Unterstützung für Jugendliche und ihre Eltern/Familien, aber auch für Schulen oder Betriebe, erfordern zwingend Kooperation, Koordinierung und das Commitment aller Übergangsakteure.
Am Übergang Schule-Beruf werden Entwicklungsziele, Bedarfe, Qualitätsstandards, Ressourceneinsatz, konkrete Angebote und Aktivitäten und deren Überprüfung sowie das gezielte Einwerben von Fördergeldern und das Entwickeln neuer Projekte abgestimmt. Dies geschieht auf drei Ebenen: 1. in zentralen Steuerungs- bzw. Strategiegruppen, 2. in Fach-AGs und 3. direkt bei der operativen Umsetzung der Vorhaben an den Schulen. Mehr dazu: siehe Schaubild „Steuerung und Kooperation in der Bildungsregion“ (354 KB)
Die Kommune koordiniert und moderiert diese Arbeitsprozesse: Sie initiiert und moderiert Verständigungs- und Verbesserungsprozesse. Sie „organisiert“ Beteiligung und Kooperation. Sie wirbt Fördergelder ein und koordiniert die Entwicklung neuer Projekte. Sie dokumentiert und prüft die Wirksamkeit von Aktivitäten. Damit sind wichtige Arbeitsfelder der Kommunalen Koordinierung skizziert. Mit der Übernahme der Koordinierung durch die Stadt wird diese Aufgabe demokratisch legitimiert und gewinnt an Gewicht. Das ist notwendig in Arbeitsfeldern, in dem kein Akteur gegenüber dem anderen weisungsbefugt ist. Zusammenarbeit erfordert hier Transparenz, Wertschätzung, Vertrauen, sorgfältige Abstimmung und Commitment.
Mehr zum Handlungskonzept und zur bundesweiten Praxis Kommunaler Koordinierung im Handbuch „Lokale Bildungsverantwortung. Kommunale Koordinierung beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt“ (Kohlhammer Verlag, 2013). Erläuterungen zum zweiten zentralen Element unserer Handlungsstrategie, dem Ideal und der Praxis einer Lokalen Verantwortungsgemeinschaft finden sich unter eben diesem Stichwort.
Bildungsbüro Weinheim und Koordinierungsbüro Übergang Schule-Beruf
Diese beiden städtischen Büros setzen die kommunale Koordinierung in den jeweiligen Themenbereichen und Netzwerken um: für Frühe Bildung, Elternbegleitung/-beratung, Sprachförderung und interkulturelle Verständigung das Bildungsbüro Weinheim/Integration Central
Kontakt: Sabine Michael (Leitung), e-mail
Für Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, Übergang in Ausbildung und Arbeitswelt das Koordinierungsbüro Übergang Schule-Beruf der Stadt Weinheim.
Kontakt: Dr. Susanne Felger (Leitung), e-Mail
Weinheimer Bildungskette, die Biografie begleitende lokale Gesamtstrategie
Weinheimer Bildungskette heißt die lokale Gesamtstrategie der Stadt Weinheim und ihrer zahlreichen Netzwerkpartner, mit der sie die (Frühe) Bildung, Berufsbildung und Integration von Kindern und Jugendlichen individuell fördern und begleiten. Diese sollen, ungeachtet ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, ihre Talente optimal entfalten und eine erfolgreiche Bildungsbiografie durchlaufen können.
Die Bildungskette umfasst zahlreiche, vielfältige und gut aufeinander abgestimmte Förder-, Beratungs- und Unterstützungsangebote. Sie werden von der Stadt gemeinsam mit einem breiten Netzwerk von Partner/innen erbracht, von den kommunalen Koordinierungsbüros koordiniert und stetig weiterentwickelt und im Rahmen der Bildungsregion Weinheim umgesetzt.
Die Angebote und Projekte der Weinheimer Bildungskette orientieren sich immer an der Bildungsbiografie der Kinder und Jugendlichen. Sie unterstützen vor allem die bildungsbiografischen Übergänge, an denen Kinder bzw. Jugendliche scheitern könnten.
Mehr zur Weinheimer Bildungskette auch beim Bildungsbüro Weinheim
Broschüre "Eltern und Familien in der Weinheimer Bildungskette" (3,3 MB)
Broschüre "Berufsorientierung und Übergang Schule-Beruf im lokalen Unterstützungsnetzwerk" (5,2 MB)
Broschüre "Weinheimer Bildungskette 2010" (2,3 MB)
Bildungsregion Weinheim als Kooperations- und Steuerungsstruktur
„Verbindungen schaffen – Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!", so der Grundgedanke des Impulsprogramms Bildungsregionen des Landes Baden-Württemberg.
2011 wurde Weinheim durch Umsetzung dieses Programms im Rhein-Neckar-Kreis zur Bildungsregion Weinheim. Ab 2014 wird die Bildungsregion Weinheim dank der Förderung im "Landesprogramm Bildungsregionen“ verstetigt.
In der Bildungsregion Weinheim werden die lokale Gesamtstrategie Weinheimer Bildungskette mit all ihren bildungsbiografischen Übergängen sowie weitere bildungspolitischen Entwicklungsaufgaben wie Inklusion oder lokale Schulstrukturentwicklung koordiniert und weiterentwickelt.
In der Steuerungsgruppe Bildungsregion Weinheim (Vorsitz OB Bernhard) bzw. der Strategiegruppe Übergang Schule-Beruf arbeiten alle zentralen Partner eng zusammen: der Oberbürgermeister, die städtischen Fachämter, die städtischen Koordinierungsbüros, das Staatliche Schulamt und das Regierungspräsidium (Schulaufsicht), die städtischen Schulen (vertreten durch ihre geschäftsführende Rektorin), die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammern sowie die Freudenberg Stiftung als zentraler bürgerschaftlicher Partner der Kommune.
Wichtige operative Partner der Bildungsregion sind darüber hinaus die örtlichen Kitas, Schulen sowie weitere Bildungseinrichtungen, die Jugendagentur Job Central, der Stadtjugendring Weinheim, der Weinheimer Unterstützerkreis Berufsstart (WUB) und weitere bürgerschaftliche Initiativen, Migrantenorganisationen sowie die Unternehmen der Region.
Mehr zur Bildungsregion Weinheim:
Leitbild der Steuerungsgruppe Bildungsregion Weinheim (354 KB)
Landesprogramm Bildungsregion
Lokale Verantwortungsgemeinschaft
Als Lokale Verantwortungsgemeinschaft bezeichnen wir das enge Miteinander all jener Akteure, die vor Ort, in einer Stadt oder einer überschaubaren Region, dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche gut aufwachsen, lernen können, ihre Potenziale entfalten, individuell gefördert werden und eine erfolgreiche Bildungsbiografie durchlaufen. Sie bildet den Sozialraum, in dem die Kinder und Jugendlichen aufwachsen und sich entwickeln.
Die Akteure der Verantwortungsgemeinschaft gestalten die Bildungs- und Integrationschancen der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien mit: als Entscheider, Rahmensetzer, Förderer oder Unterstützer. Hierbei engagieren sich nicht nur die jeweiligen „Profis“ und Fachstellen, sondern auch die Kommunalpolitik, die Wirtschaft, Vereine, lokale Stiftungen und andere bürgerschaftliche Initiativen.
Die Aufgaben der Lokalen Verantwortungsgemeinschaft sind vielfältig:
- Sie fördern die Talente und Interessen der Kinder und Jugendlichen und stärken ihre Unterstützungspersonen in Familien, in Bildungseinrichtungen und im sozialen Umfeld
- Sie verhindern durch frühzeitige Förderung in KiTas, Schulen oder der Kinder- und Jugendhilfe sowie durch präventive Maßnahmen, dass Kinder beim Übergang zwischen KiTa und Grundschule und später beim Übergang in die Sekundarstufe I oder an deren Ende scheitern
- Sie sorgen dafür, dass junge Menschen am Ende der Sekundarstufe I über eine ihren Begabungen und Fähigkeiten entsprechende Bildungs- und Ausbildungsperspektive verfügen
- Sie fördern die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen, ihre individuellen Talente und Perspektiven zu entwickeln und ihren Lern- und Bildungsprozess aktiv zu gestalten
- Sie orientieren auf Stärken statt auf Schwächen, sie arbeiten wertschätzend und aktivierend
- Sie verdeutlichen den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien aber auch, dass die Lokale Verantwortungsgemeinschaft von ihnen selbst Bereitschaft und Engagement erwarten kann. Die Verantwortungsgemeinschaft schließt in diesem Sinne die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien explizit ein. Sie sind Subjekte, nicht Objekte des Bildungsprozesses, die ihren Beitrag leisten
Das gemeinsame Ziel ist es, die Gestaltung von Bildung und Integration vor Ort, insbesondere an den biografischen Übergängen, gemeinsam neu zu denken und gemeinsam neu zu gestalten. Dabei übernimmt jeder Akteur die Aufgaben, die er/sie am besten kann und für die er/sie zuständig ist. Die Kommune koordiniert diese Arbeitsprozesse und treibt die Qualitätsentwicklung voran. Das Ganze erfordert Kooperations-und Gestaltungswillen aller, Klärung und Transparenz im Hinblick auf gegenseitige Erwartungen, spezifische Kompetenzen, Aufgaben und Rollen, Rechtsgrundlagen und Ressourcen sowie eine produktive Balance zwischen gemeinsamer Verantwortung und jeweiliger Zuständigkeit.
Mehr zur Weinheimer Verantwortungsgemeinschaft:
In der Frühen Bildung
Am Übergang Schule-Beruf (379 KB)
Bürgerschaftliches Engagement in der Bildungskette
Das Fördern, Qualifizieren und Einbinden von Bürgerlichem Engagement zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen beim Heranwachsen und in ihrem Lern- und Bildungsprozess ist eine strategische Querschnittsdimension der Weinheimer Bildungskette und der Bildungsregion Weinheim. Sie wird in zahlreichen Projekten umgesetzt und hat viele Facetten:
- Bürgerinnen und Bürger unterstützen Kinder beim Lesen und Lernen in KiTas und Grundschulen (KiG – KiTa- und Grundschulpaten beim Bildungsbüro)
- Bürgerinnen und Bürger begleiten Schüler/innen von Werkreal- oder Beruflichen Schulen als Lern- oder Berufsstartpaten und begleiten sie zum Schulabschluss und in die Ausbildung (WUB – Weinheimer Unterstützerkreis Berufsstart)
- Auszubildende informieren Schüler/innen über ihren Weg in die Ausbildung, über das Leben als Azubi und ermutigen sie, dieses Ziel – auch bei Rückschlägen und „krummen Wegen“ – weiter zu verfolgen (Job Central)
- Jugendliche engagieren sich in Engagement- bzw. Beteiligungsprojekten der Jugendarbeit oder an Schulen für die Gesellschaft (Stadtjugendring und Job Central)
- Migranten-Eltern informieren und motivieren andere Eltern/Familien mit Migrationshintergrund oft in ihrer Muttersprache, den (Berufs-)Bildungsweg ihrer Kinder aktiv zu begleiten und aktive Erziehungs- und Bildungspartner von KiTas bzw. Schulen zu sein (Elternberatung des Bildungsbüros)
- Unternehmensspenden (Naturin-Viscofan, Volksbank, Freudenberg, Generali Zukunftsfonds u.a.) unterstützen punktuell mit Sach- und Geldspenden und ermöglichen so „Extras“ oder Entwicklungsschritte in der Bildungskette
- Lions Club und Rotary Club spenden immer wieder Geld und Engagement für Bildungs- oder Berufsorientierungsprojekte in Kooperation mit Schulen
- Die Bürgerstiftung Weinheim fördert Projekte des WUB, von Job Central und anderen Bildungsketten-Akteuren
- Die Freudenberg Stiftung fördert als zivilgesellschaftlicher Partner der Stadt seit über 10 Jahren Job Central und Integration Central institutionell und finanziert innovative Entwicklungsprojekte
Zum Gewinnen und Qualifizieren von ehrenamtlichen Patinnen und Paten, ihrer Vernetzung und für die Qualitätsentwicklung in der Kooperation von Ehrenamtlichen und Fachkräften unterhalten Bildungsbüro und Job Central je eine Fachstelle für Bürgerschaftliches Engagement (BE) in ihren Arbeitsbereichen.
Davon profitieren die als Paten engagierten Bürger/innen genauso wie die Kinder, Jugendlichen, KiTas, Schulen und die Stadtgesellschaft als Ganzes. Die Paten übernehmen sinnstiftende soziale Aufgaben, sie qualifizieren sich, sie treffen Gleichgesinnte und lernen Lebenswelten kennen, die ihnen bisher fremd und verschlossen waren: die heutige Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, andere soziale Lebenslagen sowie die Kulturen und Religionen von Migrantenfamilien. Das hält engagierte Senioren/innen fit, bringt ihnen Anerkennung, stärkt den sozialen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft und ist ein wichtiger Beitrag zur Demografiestrategie der Stadt.
Kommune und Bürgerschaft sind Motoren der lokalen Verantwortungsgemeinschaft für (Frühe) Bildung, Berufsbildung und Integration.
Mehr zur Arbeit der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement am Übergang Schule-Beruf:
Bürgerschaftliches Engagement am Übergang Schule-Beruf (133 KB)
Fachartikel "Ehrenamtliches Engagement" im Handbuch "Lokale Bildungsverantwortung"
Mehr zur Arbeit der Fachstelle für Bürgerschaftliches Engagement in KiTas und Grundschulen beim Bildungsbüro Weinheim
Zur Entwicklung der Weinheimer Strategie: Meilensteine 1999-2013
In Weinheim engagieren sich Stadt und Bürgerschaft seit rund 17 Jahren für die gelingende Berufsorientierung und berufliche Qualifizierung von Jugendlichen mit riskanten Bildungsbiografien und schwierigem Berufsstart. Schon in den 1970er und 1980er Jahren waren das Projekt Weinheim e.V., die Freudenberg Stiftung und der Stadtjugendring Weinheim e.V. als Pioniere in diesem Feld aktiv. Diese Erfahrungen führten 1999 zur Gründung der Regionalen Jugendagentur Badische Bergstraße e.V.- Job Central . Job Central arbeitet als regionaler Jugendberufshilfe-Träger, wird von 8 Kommunen der Region, dem Stadtjugendring Weinheim e.V. und der Freudenberg Stiftung gemeinsam getragen; Vorsitzender ist der Weinheimer Oberbürgermeister. Von 2004 bis 2011 begleitete und unterstützte zudem eine städtische „Berufsintegrationskommission“ unter Vorsitz von Oberbürgermeister Heiner Bernhard das Erarbeiten einer lokalen/regionalen Handlungsstrategie.
Schon die Erfahrungen der ersten Jahre systematischer Förderung von Jugendlichen am Übergang Schule-Beruf zeigten, dass vielen Problemen im Jugendalter kaum mehr oder nur mit sehr großem Aufwand begegnet werden kann. So reifte die Einsicht, mit dem Fördern viel früher zu beginnen und mit dem Bildungsengagement biografisch früher, das heißt präventiver einzusetzen. Da sich die Jugendagentur Job Central bereits als Akteur der Jugendberufshilfe etabliert und profiliert hatte, wurde 2007 – sozusagen als „Schwester-Projekt“ – Integration Central als Fachstelle für Bildung, Sprachförderung und interkulturelle Verständigung gegründet. Aus ihr entwickelte sich die städtische Koordinierungsstelle für alle Aktivitäten in der frühen biografischen Phase der Bildungskette, mit Arbeitsschwerpunkt bei der Bildung und Integration von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund und der Elternberatung. Ab 2011 wurde Integration Central dann zum Bildungsbüro Weinheim weiterentwickelt.
Ein Meilenstein in der Entwicklung einer lokalen Handlungsstrategie war dabei die erfolgreiche Beteiligung Weinheims an drei großen Förderprogrammen: am Programm „Lebenswelt Schule“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Jacobs Foundation (Projektleitung Integration Central) und am Programm „Perspektive Berufsabschluss“ des bmbf (Projektleitung: Koordinierungsbüro Übergang Schule-Beruf). Beide Programme starteten 2008 und liefen bis Ende 2011 bzw. März 2012. Hinzu kam ab 2011 die Beteiligung Weinheims am „Impulsprogramm Bildungsregionen“, einem Strukturprogramm des Landes Baden-Württemberg. Die im Rahmen der Programm-Umsetzung entwickelten Strategien, Arbeitsstrukturen und Förderangebote sowie das eingeworbene Fördergeld trugen maßgeblich zum Entwickeln der lokalen Gesamtstrategie Weinheimer Bildungskette bei.
2008 trat das städtische Engagement am Übergang Schule-Beruf in eine neue, zweite Phase ein: Nach Beratung des
2. Berufsintegrationsberichts für Weinheim und die Badische Bergstraße (448 KB) (2007) hat die Berufsintegrationskommission Ziele für die Weiterentwicklung des Übergangsmanagements Schule-Beruf beschlossen und die städtische Bewerbung in einem neuen Bundesprogramm unterstützt. Die Kommune solle künftig die Zusammenarbeit der vielfältigen Akteure am Übergang Schule-Beruf aktiv unterstützen, die Netzwerkarbeit koordinieren und die Qualitäts- und Strukturentwicklung in diesem Feld vorantreiben, hieß es im Beschluss der Berufsintegrationskommission vom 14.02.2008. (25 KB)
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmbf) und der Europäische Sozialfonds (ESF) unterstützten das Engagement ausgewählter Kommunen im Rahmen des neuen Förderprogramms „Perspektive Berufsabschluss“ mit seiner Förderlinie „Regionales Übergangsmanagement“. Chancen hatten hier zunächst nur Kommunen, die sich seit Jahren in diesem Arbeitsfeld engagieren. Weinheim wurde mit seinem Projekt "Regionales Übergangsmanagement der Stadt Weinheim. Modellhafte Umsetzung eines strategischen Konzeptes zur strukturellen Verbesserung der Kooperation der regionalen Akteure im Bereich Übergang Schule-Beruf“ in das Programm aufgenommen. Das Projekt startete zum Juni 2008 und endete im März 2012.
Im Frühjahr 2012 trat das Weinheimer Übergangsmanagement Schule-Beruf mit der kommunalen Verstetigung dann in seine dritte Phase. Nach Vorberatung im Kinder- und Jugendbeirat und einem politisch breit getragenen Gemeinderatsbeschluss vom 23.05.2012 (86 KB) gelang die Etablierung der Kommunalen Koordinierung am Übergang Schule-Beruf als freiwillige städtische Aufgabe. Seither arbeitet das Kommunale Koordinierungsbüro Übergang Schule-Beruf („Übergangsmanagement/ÜbMa“) als Teil der Stadtverwaltung und mit städtischer Finanzierung. Gemeinsam mit dem Bildungsbüro Weinheim und dem städtischen Amt für Bildung und Sport fungiert es als operative Geschäftsführung für die Weinheimer Bildungskette und die Bildungsregion Weinheim.
Die Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative
Die Weinheimer Initiative wurde 2007 in Weinheim gegründet, dem Sitz der Freudenberg Stiftung. Sie ist eine Gruppe engagierter Expertinnen und Experten aus Kommunen, Stiftungen, Verbänden, Wissenschaft, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Projekten, die fordern , dass die öffentliche Verantwortung für Bildung, Ausbildung und Zukunftsperspektiven – nicht nur, aber vor allem – durch Lokale Verantwortungsgemeinschaften und Kommunale Koordinierung wahrgenommen wird.
Kommunale Koordinierung und Lokale Verantwortungsgemeinschaft sind nach Ansicht der Weinheimer Initiative zentrale Handlungsansätze, um Bildung, Berufsorientierung und Berufliche Bildung vor Ort so zu gestalten, dass Jugendliche im Stande sind, eine zukunftsfähige berufliche Perspektive zu entwickeln und zu realisieren.
Im Juni 2013 hat die Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative – Lokale Verantwortung für Bildung und Ausbildung einen v.a. von Kommunen getragenen Förderverein gegründet, um ihre Anliegen voran zu bringen.
Die Arbeitsgemeinschaft verfolgt zwei eng miteinander verbundene Aufgaben:
· sich „anwaltschaftlich“ für die Anerkennung und Verbreitung von Kommunaler Koordinierung am Übergang Schule-Beruf sowie für förderliche Rahmenbedingungen für die Bildungsgestaltung vor Ort einzusetzen, und
· die fortlaufende Verbesserung der lokalen Praxis zu unterstützen. Hierbei stehen die in der Arbeitsgemeinschaft mitwirkenden Städte und Landkreise im Zentrum. Sie lernen miteinander und voneinander und geben ihre Erfahrungen weiter.
Ihre Gestaltungsvorschläge und politischen Forderungen adressiert die Arbeitsgemeinschaft an die Länder als zentrale politische Rahmensetzer, aber auch an die Bundesagentur für Arbeit, an die örtlichen Job Center, die Wirtschaft und Verbände. Zentrale Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft sind ihre Jahresforen, die jeweils mit politischen Erklärungen verbunden sind, sowie Facharbeitsgruppen, Fachveranstaltungen und Veröffentlichungen wie zuletzt das Handbuch „Lokale Bildungsverantwortung. Kommunale Koordinierung beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt“ (Kohlhammer Verlag, 2013).
Die 2007er Erklärung „Lokale Verantwortung für Bildung und Ausbildung“ (119 KB) wurde von mehr als 100 Vertretern unterzeichnet. Sie gilt als Initialzündung und gleichzeitig als Manifest der Arbeitsgemeinschaft. Bezugspunkt der Weinheimer Initiative ist das von der Freudenberg Stiftung u.a. initiierte Memorandum „Wege aus der Ausbildungskrise“, in dem es bereits 1998 hieß: „Jugendprobleme sind Schlüsselprobleme der Gesellschaft. Ausbildungs- und Chancenlosigkeit für junge Menschen darf es in einer entwickelten Gesellschaft nicht geben.“
Die Stadt Weinheim ist einer der Aktivposten der Initiative. Oberbürgermeister Heiner Bernhard ist neben Stefan Skora, dem Oberbürgermeister von Hoyerswerda, ihr Sprecher. Koordinator ist der Dortmunder Sozialwissenschaftler Dr. Wilfried Kruse.
Aktiv in der Arbeitsgemeinschaft sind u.a. die Städte Dortmund, Kiel, Herten, Hoyerswerda, Bernsdorf, Nürnberg, Mannheim, Weinheim, Stuttgart, Freiburg, die Region Hannover und die Landkreise Bautzen und Offenbach.
Mehr zur Arbeitsgemeinschaft, ihren Positionierungen und zur Praxis der beteiligten Kommunen.
"Hannoversche Erklärung" (397 KB) der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative
"Weinheim-Mannheimer Erklärung" (53 KB) der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative
"Chemnitzer Erklärung" (116 KB) der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative